Konvertierung: vom iPhone zu Android

Konversion - lat. “conversio” - “Umwendung, Umkehr”: das ist eine kurze Definition des Wortes.

Vielleicht hat es mit einer Midlife-Crisis zu tun, schließlich gab es eine - wenn auch weniger brisante - weitere Konvertierung sehr kürzlich in meinem Leben (siehe
hier). Konvertierungerden entweder durch das Schwert (heutzutage wohl eher “durch die Drone”), durch die Liebe oder eben durch Technikfrust hervorgerufen. In diesem Fall waren weder das Schwert noch die Liebe schuld.

Probleme hatte ich in letzter Zeit immer häufiger mit meinem iPhone, je höher die Versionsnummer von iOS kletterte. Hinzu kam eine immer größer werdende Frust mit der Onscreen-Tastatur. Auch quer gehalten lag meine Trefferrate niedrig genug, um ständig für Korrekturbedarf zu sorgen. Leider ist das genaue Positionieren des Cursors auf dem iPhone für mich mindestens so schwierig, wie die richtigen Tasten zu treffen, so dass Texteingabe generell zur Qual wird.

Ein persönlicher Test der
Trekstore i.Gear Slider-Tastatur hat - und das finde ich extrem schade - ergeben, dass eine Bluetooth-Tastatur mit dem iPhone einfach nur nervig ist. Voraussichtlich schon aus diesem Grund liegt der aktuelle Neupreis für dieses vielversprechende (aber nicht haltende) Teil auf Amazon bei 25€. Vor allem wird der Akku des iPhone, der schon in “Natura” schwach genug auf der Brust ist, durch die ständige Bluetooth-Verbindung mit der Tastatur noch schneller leergesaugt. Die Tastatur ständig ein- und auzuschalten nervt, schon wegen der Zeit die benötigt wird, um die Verbindung wieder herzustellen (nur wenige Sekunden, aber zu lange, um “im Takt” zu bleiben).

Irgendwann dann fing die “dunkle Seite” an mir zu nagen: es gibt einige ziemlich gut wirkende Smartphones mit Blackberry 7, WebOS bzw. Android als OS, die mit festen oder Slider-Tastaturen ausgestattet sind. Los ging eine abendliche ebay-Arie, mit Motorola Pro+, Blackberry Torch 9810 und sogar dem HP Pre 3 (ehemals Palm) in der engeren Auswahl.

Nach einiger Recherche über BB-OS7 entschied ich, das Blackberry außen vor zu lassen. Zwar überzeugten Testberichte des HP Pre 3, da WebOS aber nicht weiterentwickelt wird, wollte ich mich hier nicht in eine Sackgasse begeben. Letztendlich entschied ich mich für das
Motorola Pro+ mit Android 2.3.6.

Nach einigen verlorenen Auktionen (das Teil ging weg wie warme Semmeln - und das, obwohl es bei einem Discounter im vorigen August zu Schnäppchenpreisen zu haben war) stieß ich auf ein “sofort kaufen” Angebot für 99€. Etwas ins Schwitzen kam ich, da der Verkäufer noch keinen einzigen Verkauf auf ebay getätigt hatte, ich schlug aber trotzdem zu. Und das war gut so - das Handy kam schneller als der Wind und schien komplett neuwertig zu sein.

Der erste Tag mit Android Gingerbread ließ mich realisieren, dass dieses Betriebssystem so schlecht gar nicht ist. Natürlich ist es gänzlich anders als iOS (so wie z.B. Windows gänzlich anders zu bedienen ist als MacOS), ich fand mich aber sehr schnell zurecht. Auch war die Bedienung, trotz etwas angestaubter Prozessor-Technik des Pro+, recht zügig (etwas, was ich über meinen iPod Touch 2. Generation mit iOS 4 nicht sagen kann!).

Die Tastatur des Pro+ ist sehr gut - das Telefon als solches erinnert mich wohlwollend an mein heißgeliebtes Palm Treo 650. Lediglich irritiert die Nähe der obersten Tastenreihe zu den Android-Hotkeys; drückt man zu unverfroren auf den Zahlentasten herum, trifft man gerne die “Zurück”-Taste, was etwas nervig sein kann. Auch das Display entzückt, auch wenn es einen Tick größer hätte ausfallen können (für einen Fernsichtigen wie mich zumindest).

In Parallel zum Motorola Pro+ hatte ich aber mein Auge auf ein weiteres Gerät geworfen: das Sony-Ericsson
XPERIA pro, mit Slidertastatur. Ich bestellte es in parallel zum Motorola, u.a. weil die Slider-Tastatur eben die gesamte Länge des Geräts abdeckte (nicht nur die Breite wie beim Motorola) und weil dafür ein offizielles Android 4.04 verfügbar ist.

Letztendlich hat das XPERIA pro gewonnen. Ich hatte es in Rot bestellt, und darin sieht es wirklich klasse aus. Android 4.04 Ice Cream Sandwich (ICS) ließ mich schlecht staunen, als ich einige Features entdeckte deren Fehlen mich in iOS schon oft irritiert hatte, z.B. ein Widget für den schnellen Zugriff auf die ein-aus-Schalter für Wlan, GPS, etc.

Die Tastatur des XPERIA ist erste Sahne, trotz Folientasten; bis auf ein ungewolltes Shiftlock ab und zu bin ich extrem treffsicher darauf; das Tippen geht flüssig von der Hand - wie ich es mir für’s iPhone gewünscht hätte. ICS bietet eine Fülle von extrem ergonomischen Funktionen; leider mit dem Wermutstropfen, dass die Hardware des XPERIA pro für 4.04 ab und zu leicht überfordert ist - ich hätte mir hier eine etwas knackigere Reaktion gewünscht.

Inzwischen habe ich meine Kalender und Kontakte komplett von iCloud auf Google konvertiert, so dass ich vom Mac, vom iPad und vom Android-Handy darauf zugreifen kann. Da alle wichtigen Applikationen, die ich vom iPhone her kenne verfügbar sind, habe ich bis dato das iPhone nicht vermisst. Unglaublich, aber wahr.

Und: die Sprachqualität des XPERIA ist - im Gegensatz um iPhone - um Welten besser; ich war am Anfang etwas erschrocken, jetzt bin ich nur noch begeistert.

Sollte Apple auf die (super) Idee kommen, ein iPhone in der Zukunft mit einem Slider-Keyboard mit direkter Verbindung (kein Bluetooth!) anzubieten, dann könnte ich mir vorstellen zu iOS zurückzukehren - aber dann müsste iOS 7 da sein und unerwarteterweise einen enormen Aufholschub an Ergonomie und Funktionalität hinter sich haben!
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